Fotoworkshop "With no one else's eyes"

Im Oktober 2021 startete im Wohnbereich der Nikolauspflege am Kräherwald das Fotoprojekt „With no one else´s eyes - Mit den Augen von niemand anderem“.

Der französische Fotograf Éric Vazzoler ist Initiator und Begleiter des Projektes und führt seit vielen Jahren Workshops mit sehbehinderten und blinden Jugendlichen durch.

Das Fotoprojekt fand gleichzeitig in Stuttgart sowie in weiteren Bildungszentren für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schülern der beiden Partnerstädte Straßburg und Łódź statt. Ziel des Tripleworkshops ist es, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der drei Länder einander näher zu bringen und ein gemeinsames Stück Europa zu repräsentieren.

Insgesamt haben 6 Bewohnerinnen und Bewohner des Internats des Betty-Hirsch-Schulzentrums und der Tilly-Lahnstein-Schule am Projekt teilgenommen. In den ersten Sitzungen lernten die Jugendlichen den Umgang mit den Kameras und erhielten wertvolle Tipps, was es beim Fotografieren zu beachten gilt.

Mit den ausgehändigten Digitalkameras fotografierten sie eigenständig ihren Alltag und verwandelten die Fotos dadurch in Zeugnisse ihres Lebens, ihrer Hoffnungen, ihrer Vorlieben, ihrer Wünsche. Durch das Fotografieren wurde den Teilnehmenden eine neue Ausdrucksform verliehen, mit der sie ihr Umfeld und das tägliche Erleben, wie sie es mit ihrer Beeinträchtigung wahrnehmen, festhalten können. So entstanden wundervolle Bilder vom Wohngruppenalltag oder der Schule, aber auch von privaten Treffen und Aktivitäten.

Èric Vazzoler machte mit einzelnen Teilnehmenden Ausflüge, bei denen verschiedene Sehenswürdigkeiten in Stuttgart besucht und fotografiert wurden. So konnten die jungen Fotografinnen und Fotografen zudem ein Porträt ihrer Stadt erstellen.

Jeden Mittwochnachmittag fanden im Wohnbereich der Nikolauspflege am Kräherwald die Workshops mit Èric Vazzoler statt. An diesen Treffen wurden die entstandenen Fotos besprochen. Hierbei erklärten die Teilnehmenden, welche Motive sie fotografiert hatten, sodass auch die blinden Akteurinnen und Akteure die Bilder erfahren konnten. Èric Vazzoler besprach anschließend mit den Jugendlichen die Ergebnisse und gab Ratschläge, wie man Motive oder Personen für Porträts positioniert oder welche Lichteinstellungen passend sind.

Zwischen allen teilnehmenden Jugendlichen und Fotografen gab es auch über die Landesgrenzen hinaus Onlinemeetings. So konnte z. B. ein Treffen mit dem slowenischen Fotografen Evgen Bavčar stattfinden. Einem Fotografen, welcher selbst im Alter von zwölf Jahren erblindet ist. Er berichtete über seine Erfahrungen mit der Fotografie und konnte den Teilnehmenden hilfreiche Tipps fürs Fotografieren geben.

Auch die Workshopteilnehmenden der unterschiedlichen Länder hatten Zeit, sich untereinander auszutauschen. Sie thematisierten und teilten ihre Empfindungen, Eindrücke und Wünsche. So bekam der Alltag sehbeeinträchtigter Jugendlichen aus verschiedenen Ländern Europas Ausdruck und Gestalt.

Die entstandenen Exponate werden auf Wanderausstellungen in den drei teilnehmenden Städten ausgestellt. Begleitend hierzu gibt es einen dreisprachigen Katalog in den Sprachen Deutsch, Französisch und Polnisch. Für die einzelnen Fotografien wurden zudem Audiodeskriptionen angefertigt, so können auch blinde und stark sehbehinderte Besucherinnen und Besucher die Bildbeschreibung der einzelnen Fotografien anhören und die Inhalte der Motive auf sich wirken lassen. Eröffnet wird die Ausstellungsreihe beim Fotofestival in Lodz. Dort werden die Bilder von Juni bis September zu sehen sein. Die Städte Straßburg und Stuttgart folgen im Anschluss.

Während des partnerstädtischen Workshops wurden einzelne Sequenzen gefilmt. Aus diesen Szenen wird am Abschluss des Projekts ein Dokumentarfilm entstehen, dessen Premiere im Herbst in Straßburg stattfinden soll.

Bis zum Ende des Projektes im Sommer sind noch zwei Onlinemeetings mit allen Teilnehmenden geplant, sodass ein Austausch stattfinden kann und alle gemeinsam das Projekt miteinander reflektieren können.