NIKOAktuell 03/2021

Schwerpunktthemen Traumstelle finden und Ehrenamtlich loslegen.
Geschäftsbereich Teilhabe Erwachsene und Arbeit und Beschäftigung.

 

Barrieren erkennen und abbauen

Am Dienstag, den 06.12.22 besuchten 26 Realschülerinnen und Schüler einer 9. Klasse der Eugen-Gaus-Realschule die Nikolauspflege in Heidenheim. Mit lautem Gemurmel, gespannten Blicken und großer Neugierde kamen sie morgens in die Eingangshalle der Königin-Olga-Schule, eine Schule für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendlichen mit mehrfachen Beeinträchtigungen. Sie sollten an diesem Tag einen Workshop mit dem Titel “Behinderungen im Alltag erleben“. Stefan Schiefelbein, Schulsozialarbeiter der Realschule, stellte den Kontakt her.

Und so wurde ein Workshop konzipiert, der Einblicke in die Häuser und Angebote der Nikolauspflege vermitteln und zudem das Thema Barrieren im Alltag durch viele Selbsterfahrungen eindrücklich und nachhaltig erlebbar machen sollte.  Nach einigen allgemeinen Informationen durch die Schulleitung konnten die jungen Leute zunächst das Haus und seine Fachräume kennen lernen. Im Basalraum gab es Entspannungsangebote durch Lichteffekte, kombiniert mit Musik oder auch auf dem wärmenden Wasserbett zu sehen. Im benachbarten Sehförderraum konnte man erfahren, wie Kinder und Jugendliche mit schweren mehrfachen Beeinträchtigungen ihr verbliebenes Sehvermögen trainieren können oder ihre Lehrerinnen und Lehrer herausfinden können, unter welchen Bedingungen sie ihr Sehvermögen bestmöglich nutzen können.  Der Raum erscheint leer und dunkel mit seinen schwarzen Wänden- aber das ist wichtig, damit die Kinder sich voll auf den angebotenen Sehreiz konzentrieren können.

In Gruppen aufgeteilt sammelten die Realschülerinnen/-schüler anschließend an verschiedenen Station eigene Erfahrungen:

Mit Hilfe von Augenbinden wurden sie selbst zu blinden Rollstuhlfahrenden und durften auch mit einem Blindenstock das Schulgebäudes erkunden. Anhand von Simulationsbrillen tauchten sie für einen kurzen Zeitraum in die Welt sehbehinderter Menschen ein und hatten mit den Eindrücken von Gesichtsfeldeinschränkungen, Tunnelblick und starker Sehbehinderung zu kämpfen, durften verschiedene Aufgaben wie, schneiden auf der Linie, Texte lesen und Schreibaufgaben lösen. Eine weitere Aufgabe war als blinder Mensch Alltagsgeräusche zu erraten oder mit Hilfe des Punktschrift-Alphabets Worte, die in Braille-Schrift geschrieben waren, mit den Händen zu erlesen. Anschließend öffnete die Punktschriftlerngruppe ihre Tür und die Besuchenden erhielten die Möglichkeit selbst Worte auf der elektronischen Punktschriftmaschine zu schreiben. Die Lerngruppenschülerinnen und Schüler unterstützen dabei die Realschüler/-schülerinnen und berichteten über ihre Erfahrungen mit ihrer eigenen Erblindung und der Schwierigkeit zusätzlich zur Schwarzschrift, die Punktschrift zu erlernen. Dann ging es in die Schulküche. Dort erlebten die Jugendlichen ein Blinddate mit ihren Sinnen und verkosten verschiedene Getränke. Zum Abschluss kamen alle in einer kleinen Reflexionsrunde zusammen. Es wurde verdeutlicht, dass Behinderung aufgrund von Erkrankungen, Unfällen etc. jede und jeden betreffen kann.

Fazit des Workshops war, dass es den Jugendlichen der Eugen-Gaus-Realschule sehr viel Spaß gemacht hat, sich auf die Selbsterfahrungen einzulassen und sie viele neue Eindrücke sowie Informationen sammeln konnten. Sie zeigten sich offen, interessiert und stellten Fragen, wie z.B. “Wie kann ich einem blinden Menschen helfen, wenn ich ihn in der Stadt sehe?“. Es fand ein reger Austausch statt und sie erfuhren auch, dass der Standort Heidenheim der Nikolauspflege (Königin-Olga-Schule und Haus am Zanger Berg) ein vielfältiges Angebot für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bietet.

Eine Sensibilisierung der jungen Menschen für die Barrieren, die durch Blindheit oder Sehbehinderung entstehen und auch darüber, was wir tun können, diese Barrieren erst gar nicht entstehen zu lassen bzw. sie schnellstmöglich abzubauen, ist eine wichtige Voraussetzung für ein funktionierendes Miteinander. Im Zuge unserer FSJ-Arbeit wollen wir daher den Austausch mit (jungen) Menschen fördern und sie so fit für das Miteinander machen.

Weitere Informationen

Kategorien: